Stade Auktionen News 1/2021

LITERATUR Woher nahm Eugen Felle seine Inspiration für ein derart umfangreiches Werk? Schließlich war in der damaligen Zeit das Überleben wichtiger als künstlerisches Talent. Diese und andere Fragen versucht Kühn in ihrem Buch zu beantworten und kommt zur Erkenntnis, dass all ihre Recherchen ausreichen würden, um einen spannen- den Filmzu drehen. Mit 13 Jahren machte sich Eugen Felle in das etwa 20 Kilometer von Isny entfernte Gebrazhofen auf, um dort eine Lehrstelle als Bildhauer anzunehmen. Sein Talent wurde erkannt und so nahm ihn die Akademie in Mün- chen bereits vier Jahre später als einen der jüngsten Studenten an, die dort je eingeschrieben waren. Da Tosca Maria Kühn genaueres wissen wollte, suchte sie das Gespräch mit der Leiterin des Archivs der Akademie. Sie versuchte herauszufinden, wie ein solcher Erfolg zustande kommen konnte. Es war wohl einerseits das Talent Eugen Felles, andererseits aber führte wohl das Flair der Großstadt sowie der Akademie mit internatio- nalen Studenten und bekannten Professoren zu einer besonderen Motivation, die überdurchschnittliche Leistungen ermöglichte. Nach der Rückkehr in sein gut 2000 Einwohner zählendes Heimatörtchen im Allgäu, begann der Künstler mit der Ansichtskartenproduktion, die seinesgleichen sucht. Man geht davon aus, dass Eugen Felle mehrere Millionen Ansichtskarten produ- zierte, die auch mit großem Erfolg verkauft wurden. Im Buch von Tosca Maria Kühn werden viele Stationen aus dem Leben Felles im Detail beschrieben und an- schaulich anhand diverser Familienfotos dargestellt. Auch überraschendes kommt zu Tage:Welche Sammlerin oder welcher Sammler weiß schon, dass Felle zu allem auch noch ein leidenschaftlicher Hundefreund und Züchter war? Er züchtete über 30 Jahre lang St. Bern- hards-Hunde (Bernhardiner). Seine Tiere, aus dem von ihm so benannten „St. Bernhardszwinger vom Eistobel“ waren ausgesprochen erfolgreich und wurden mehr- fach mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet. Oben: Zwei Ansichtskarten aus der 55. Stade Auktion. Hohenpeißen- berg, Zeche, Fabrik u. Villenkolonie, Zuschlagspreis: 20.- €; Röthen- bach im Allgäu, Gasthaus „Zum Adler“ u. Schule, Zuschlagspreis 95.- €. Unten: Zwei typische Felle Ansichtskarten, aus der Vogelpers- pektive gezeichnet: Mainschleife bei Volkach (Ufr.) und Reit i. Winkel und Umgebung aus der Vogelschau. Beide entstanden um1910. STADE NEWS | 18

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